Aviation Market India: Neue Horizonte für die Luft- und Raumfahrtbranche in Hamburg


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Am 25. Juni 2025 empfing Hamburg führende Vertreterinnen und Vertreter der indischen und deutschen Wirtschaft sowie der Luftfahrtbranche, um über eine der dynamischsten Wachstumsgeschichten der globalen Luft- und Raumfahrt zu diskutieren. Die Veranstaltung „Aviation Market India – Focus on Potential and Challenges“, organisiert von Hamburg Aviation und der Handelskammer Hamburg, lockte ein zahlreiches Publikum aus Industrie, Wissenschaft und öffentlichen Institutionen an.

Angesichts der Prognose, dass Indien im Passagieraufkommen bald der drittgrößte Luftfahrtmarkt der Welt sein wird, war das Ziel der Veranstaltung klar: Kooperationspotenziale zwischen Hamburger Luftfahrtunternehmen und indischen Partnern ausloten und ein tieferes Verständnis für die regulatorischen, wirtschaftlichen und industriellen Rahmenbedingungen dieses Wandels entwickeln.

Indiens Luftfahrtmarkt: Wachstum mit Weitblick

Indien ist derzeit der weltweit am schnellsten wachsende Markt für die zivile Luftfahrt. In den nächsten fünf Jahren plant das Land den Bau von 50 neuen Flughäfen – getragen von steigenden Passagierzahlen und einem florierenden Inlandsflugmarkt. In seiner Keynote verdeutlichte Atul Suri, Vice President bei Dr. Wamser + Batra Holding GmbH, das Ausmaß der indischen Ambitionen: vom Ausbau der Flughafeninfrastruktur bis zur Stärkung der Luftfahrtfertigung und des MRO-Sektors (Maintenance, Repair and Overhaul).

Allein der Drohnenmarkt soll von 1,58 Milliarden USD im Jahr 2024 auf über 4 Milliarden USD bis 2032 wachsen – angetrieben sowohl durch militärische Nachfrage als auch durch rapide zunehmende kommerzielle Anwendungen in Landwirtschaft, Überwachung und Logistik. Unterstützt wird diese Entwicklung durch Initiativen wie „Make in India“ und starke regionale Innovationsökosysteme, insbesondere in Karnataka und Tamil Nadu.

Branchenperspektiven: Brücken bauen statt nur Geschäfte machen

Ein Höhepunkt der Veranstaltung war die Podiumsdiskussion mit hochrangigen Vertreter*innen von Airbus, Lufthansa Technik und Dedienne Aerospace. Die Teilnehmenden teilten ihre Erfahrungen, Herausforderungen und Erfolgsgeschichten in der Zusammenarbeit mit indischen Partnerunternehmen.

Sven Tauber von Lufthansa Technik betonte Indiens Potenzial als zukünftiger MRO-Hub für Südostasien und kündigte an, die Zahl der Mitarbeitenden in Indien von derzeit 800 zu verdoppeln. Gleichzeitig verwies er auf bestehende Hürden wie das Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Deutschland und Indien, das engere Kooperationen erschwert.

Von Airbus berichtete Frank Hashagen, Leiter des Airframe Competence Centre bei Airbus Operations, über die Bedeutung eines reifen und regelkonformen Zuliefernetzwerks. Mit bereits 3.500 Ingenieur*innen in Indien und weiteren 1.500 geplanten Neueinstellungen verfolgt Airbus eine klare Wachstumsstrategie im indischen Markt. Hashagen betonte, dass auch die Zulieferer der Partnerunternehmen höchsten Standards genügen müssen und die Qualifizierung der Mitarbeitenden ein entscheidender Erfolgsfaktor ist.

Antoine Ghosn von Dedienne Aerospace ergänzte, dass das rapide Marktwachstum den Druck auf schnelle Durchlaufzeiten und die Personalschulung erhöht habe – insbesondere nach der COVID-Pandemie. Auch er hob hervor, wie wichtig strukturierte Trainingsprogramme für nachhaltigen Erfolg seien.

Nachhaltige Luftfahrt und die Rolle von SAF

Ein weiteres zentrales Thema war die Nachhaltigkeit. Indiens Markt für nachhaltige Flugkraftstoffe (SAF) befindet sich zwar noch in der Anfangsphase, doch die Ziele sind ehrgeizig: Bis 2030 soll SAF 5 % des gesamten Flugkraftstoffverbrauchs ausmachen – ein deutlicher Anstieg gegenüber dem aktuellen Stand von rund 1 %. Erste Projekte zur SAF-Produktion auf Basis von Abfall- und Biomasse-Rohstoffen sind bereits angelaufen, unterstützt durch Übergangssubventionen und regulatorische Anreize.

EU-Indien-Kooperation: Eine strategische Chance

Ein zentrales Fazit der Veranstaltung: Indien und Deutschland ergänzen sich wirtschaftlich ideal im Luftfahrtbereich – Indien mit seinem jungen, gut ausgebildeten Talentpool und wachsender Fertigungskapazität, Deutschland mit regulatorischer Kompetenz und ingenieurtechnischem Know-how. Die Veranstaltung machte deutlich: Auf beiden Seiten besteht großes Interesse an partnerschaftlicher Zusammenarbeit – nicht nur zur Markterschließung, sondern auch um eine innovative, inklusive und nachhaltige Luftfahrt der Zukunft zu gestalten.

Wie Soumya Gupta, Generalkonsulin Indiens, in ihrer Eröffnungsrede betonte:

„Wir wollen beide das Beste – für unsere Länder und für die Welt.“