Isabelle Steinweg

Projektleiterin in der Airbus Instandhaltung und Ideengeberin der Hamburg Aviation Young Profe

HAMBURG AVIATION SERIE " STANDORTPILOTEN" - FOLGE 20

„Machst Du nachher Instagram?“ Diese Frage hört Isabelle Steinweg nicht zum ersten Mal und so übernimmt sie an diesem Abend den Account der „Hamburg Aviation Young Professionals“, um vom gemeinsamen Weihnachtsmarkt-Besuch in Eimsbüttel zu berichten. Hinter der 31-Jährigen liegt da schon ein langer Tag. Um 8 Uhr muss sie jeden Tag spätestens bei Airbus in Finkenwerder sein, zur Lagebesprechung mit ihrem Team. Danach geht es in zahlreiche Meetings und vor allem: in die Hallen. Isabelle Steinwegs Thema ist die Digitalisierung in der Instandhaltung der Produktionsmaschinen. „Alles was in den Hallen bleibt und digital werden soll, von der Bohrmaschine bis zum Fahrzeug – da komme ich ins Spiel!“, erklärt sie. Seit zwei Jahren ist sie bei Airbus in Hamburg, zunächst als externe Beraterin, mittlerweile als Projektleiterin. „Ich bewege mich irgendwo zwischen Maschinenbau und IT und das war am Anfang schon mal die erste Herausforderung: zu beidem fehlte mir der Hintergrund!“, lacht Steinweg und setzt fort: „es geht in unserem Projekt darum, Strukturen zu schaffen und Menschen miteinander zu verbinden. Das liegt mir“.

von Deutschland nach Frankreich und wieder zurück

Von Deutschland nach Frankreich und wieder zurück

Airbus hat sich mit „DDMS - Digital Design, Manufacturing and Services – Digitales Konstruieren, Fertigen und Betreuen“ zum Ziel gesetzt, Produktionslinien sukzessive zu digitalisieren. Bei künftigen Flugzeugprogrammen soll der Herstellungsprozess schon von Beginn an geplant werden, noch vor den eigentlichen Leistungsanforderungen. Isabelle Steinweg schaut sich den Lebenszyklus einer Maschine genau an und prüft, welche Tools zur Digitalisierung einzelner Prozesse sinnvoll sein könnten. Ihr gutes Netzwerk helfe ihr, das Projekt am gesamten Standort betreuen zu können. „Ich kenne in fast allen Abteilungen jemanden und bringe Expertisen zusammen, die die Digitalisierung vorantreiben“. Nach einem Studium Internationale Wirtschaftsbeziehungen habe es sie zunächst in den Bereich Luxus-Heimtextilien verschlagen. Da habe ihr schnell der Sinn gefehlt, erzählt Steinweg. „Ich dachte manchmal, wenn jetzt noch einer anruft und den teuren Waschlappen reklamiert, werde ich wahnsinnig“, lacht sie. Eigentlich hätten sie bereits damals „große Themen“ viel mehr interessiert. „Schiffe, Flugzeuge, die große Maschinerie, die dahintersteckt und das Produkt entstehen lässt. Und man selbst ist ein Teil davon“. Studiert hat Steinweg in Deutschland und Frankreich: den Bachelor absolvierte sie in Mannheim und Perpignan, für den Master ging es nach Freiburg und Paris. „Airbus wirkte da mehr als verlockend mit seiner Verbindung von deutsch-französischer Kooperation und natürlich dem Produkt Flugzeug“. Ein Traineeship bei Airbus in Toulouse habe sie dann erstmals mit dem Thema Digitalisierung in der Luftfahrt vertraut gemacht. „Und dem Agilen Arbeiten“, ergänzt sie. „Wir waren komplett „empowered“, haben uns als Team selbst verwaltet und ich habe unglaublich viel gelernt“.

Wiederbelebung von „Generation Airbus“ und der Start der Hamburg Aviation Young Professionals

Spaß am Netzwerken und der Wunsch, in Toulouse Anschluss zu finden, habe Isabelle Steinweg dann zu „Generation Airbus“ geführt. Die Arbeitsgruppe für junge MitarbeiterInnen des Flugzeugbauers hatte seinerzeit einen „Retrofit“ nötig, war praktisch eingeschlafen. Als Mitglied des Organisationsteams erweckte Steinweg das Netzwerk wieder zum Leben. Noch heute, in Hamburg, ist sie in „GenA“ involviert, organisiert Programmpunkte und ist Ansprechpartnerin für neue Mitglieder. „Daraus hat sich innerhalb kurzer Zeit auch ein ganz neuer Freundeskreis ergeben“, freut sich Steinweg, die ursprünglich aus Rotenburg (Wümme) kommt. Gerade die „Aperó“-Kultur der französischen Kollegen und Kolleginnen in Hamburg schätze sie sehr und nutze jede Gelegenheit, die Sprache anzuwenden. Warum dann noch das Hamburg Aviation Young Professionals Netzwerk? „Ich gebe zu, mit maximal Mitte Zwanzig sind die Mitglieder von „GenA“ teilweise sehr jung“, schmunzelt Steinweg. Reizvoll sei zudem für sie, mit „HHAYP“, wie sich das Netzwerk selbst abkürzt, Young Professionals aus anderen Unternehmen kennenzulernen. „Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig es ist, über den Tellerrand zu blicken, gerade wenn man Lust hat, sich noch mal neu zu erfinden“. Gemeinsam mit Kirsten Schümer von Hamburg Aviation und Felix Liebelt von Lufthansa Technik konzipierte sie das Netzwerk für MitarbeiterInnen unter 40 Jahren, der Kick-Off fand im Mai 2019 statt. „Dass unsere Idee so einschlagen würde, hätte ich nicht gedacht!“, freut sich Steinweg. Mittlerweile seien über 450 Young Professionals an der Teilnahme interessiert, Events wie die Unternehmensbesichtigungen beim Hamburg Airport oder bei Airbus seien regelmäßig innerhalb von wenigen Stunden ausgebucht. Auch die lockeren „After Works“ wie der gemeinsame Weihnachtsmarktbesuch kämen gut an und zählten mitunter bis zu 50 TeilnehmerInnen. Geplaudert werde auf Englisch und Deutsch, gerade für die neu nach Hamburg gekommenen Young Professionals seien die Veranstaltungen ein schöner Startpunkt in die Community. „Wir wollen aber nicht nur netzwerken, sondern natürlich auch etwas bewegen“, setzt Steinweg fort. So können sich die Young Professionals in sogenannten „Squads“ zu Themen wie New Work oder Nachhaltigkeit austauschen. Dies passiere alles in der Freizeit der TeilnehmerInnen, bekräftigt Steinweg. Auch werden die Young Professionals motiviert, in bestehenden Arbeitsgruppen wie den „Hamburg Aviation Women“ zu partizipieren und ihre Erfahrungen als BerufseinsteigerInnen in bis dato immer noch männerdominierten Arbeitsfeldern einfließen zu lassen.

„Mein Ziel ist es, keine Expertin zu werden“

Dass sie bei Airbus gerade mal eine von sechs Frauen in einem Team von 130 Mitarbeitern sei, sei für sie kein Problem. „Ich erleichtere die Arbeit der Ingenieure, indem ich Kontakte mitbringe und mich um die Prozesse kümmere. Außerdem erinnern sich einfach mehr Leute an mich als einzige Frau – kann auch Vorteile haben“ lacht sie. Dass die „Young Professionals“ in Kürze ein Mentoring-Programm anbieten wollen, begrüßt Steinweg mit Blick auf ihre eigene Biografie. „Ich hatte gleich zwei Mentoren in Toulouse, die mir dann zum Beispiel ganz offen gesagt haben, wenn ich in Meetings zu schüchtern rüberkam, aber auch, wenn ich etwas aus ihrer Sicht richtig gut gemacht habe“. Diese Feedback-Kultur habe sie mit nach Hamburg genommen. „Ich kann meinem Chef sagen, wie er in bestimmten Situationen gewirkt hat und freue mich im Gegenzug darüber, seinen Eindruck von mir zu hören. Ich glaube, dass viele sich noch zu wenig Zeit nehmen, dem Kollegen einfach mal zu sagen „Gut gemacht!“ oder „Wie geht es Dir heute?“ Daraus entsteht oft ganz viel und man fühlt sich wertgeschätzt“. Gerade Berufseinsteiger seien voller Motivation und müssten befähigt werden, diese umzusetzen, setzt Steinweg fort. Genau diese Energie verspüre sie auch bei sich. „Ich weiß nicht, wohin meine Reise bei Airbus noch geht“, sagt sie. „Mein Ziel ist es in jedem Fall, keine Expertin auf einem Gebiet zu werden und da dann festzustecken. Das passt auch nicht zu uns Young Professionals“. „Und zu Airbus“, ergänzt Isabelle Steinweg, ihrem Arbeitgeber, dessen Zukunft sie gerade mitgestaltet.

Standortpiloten

  • Folge 020
Isabelle Steinweg - cc-by
Isabelle Steinweg
Projektleiterin in der Airbus Instandhaltung und Ideengeberin der Hamburg Aviation Young Professionals
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