Dr.-Ing. Hanno Frömming

Geschäftsführer: Treo – Labor für Umweltsimulation GmbH

Hanno Frömming: Auf dem Prüfstand

Hamburg Aviation Serie "Standortpiloten" - Folge 1

Auf den ersten Blick könnte Hanno Frömming auch Geschäftsführer eines Internet-Startups aus Berlin-Kreuzberg sein. Oder einer Werbeagentur aus Hamburg-Ottensen. Dort, wo Geschäftsführer typischerweise so aussehen wie Hanno Frömming. Am Tempowerkring in Hamburg-Harburg, wo Treo seit Sommer 2014 residiert, sehen sie typischerweise nicht so aus. Ganz zu schweigen vom Bild, das man im Kopf hat, wenn man an den "typischen" Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens denkt.

Frömming ist der Beweis, dass junge Unternehmer auch in der Luftfahrt und im KMU-Bereich echte Erfolgsgeschichten schreiben können. Dazu in einem Metier, in dem höchste Expertise und gegenseitiges Vertrauen oberstes Gut sind. Denn Treo ist ein Testlabor, das sich auf Umweltsimulation und elektromagnetische Verträglichkeit spezialisiert hat. Das heißt: Unter Frömmings Leitung werden Bauteile und Instrumente vor ihrer Serien-Zertifizierung auf Verarbeitungsqualität, Witterungsbeständigkeit, Druckunterschiede oder elektromagnetische Störanfälligkeiten geprüft. Die Auftraggeber kommen - neben dem Schiffbau und der Medizintechnik - vor allem aus der Luftfahrtbranche, die für etwa die Hälfte des Umsatzes verantwortlich ist.

Die Geschäfte florieren: Mittlerweile ist Treo als eines von wenigen weltweiten Testlaboren direkt von Airbus für Umweltsimulations- und EMV-Prüfungen von Zulieferprodukten zertifiziert. Seit der Unternehmensgründung 2010 ist die Mitarbeiterzahl von 2 auf 10 gestiegen.

Standortpiloten

  • Folge 001
Dr.-Ing. Hanno Frömming - cc-by Lukas Kirchner Hamburg Aviation
Dr.-Ing. Hanno Frömming
Geschäftsführer
Treo – Labor für Umweltsimulation GmbH

"Geschäftsführer wollte ich ursprünglich erst mit Mitte 40 sein"

Zu seiner Blitzkarriere kam der diplomierte Wirtschaftsingenieur und promovierte Maschinenbauer jedoch fast zufällig. Als Doktorand an der TU Hamburg-Harburg war er in verschiedene Industrieforschungsprojekte involviert. Hier wuchs der Kontakt zu Lars Reeder, Geschäftsführer der Hein & Oetting Feinwerktechnik. "Zum Ende meiner Promotion wusste ich bereits, dass ich mich beruflich gerne im norddeutschen Mittelstand orientieren wollte und fragte ihn, ob er in seinem Netzwerk ein spannendes Unternehmen kenne", so Frömming. Ohne es zu wissen, kam die Anfrage zum richtigen Zeitpunkt: Reeder hatte sich parallel, zusammen mit zwei weiteren Gesellschaftern, entschieden, ein vor der Auflösung stehendes Testlabor in Stade zu übernehmen und mit der dort vorhandenen Infrastruktur neu zu starten. Da sie jedoch als stille Gesellschafter im Hintergrund bleiben wollten, benötigte man noch einen Geschäftsführer.

"Den Schritt zum Geschäftsführer hatte ich mir ursprünglich eher mit Mitte 40 vorgestellt und nicht mit Anfang 30", gibt Frömming schmunzelnd zu. "Dann aber dachte ich: Ich sollte es einfach mal probieren". Neben dem Markennamen Treo und den Räumlichkeiten in Stade wurden auch die beiden bestehenden Mitarbeiter des Labors übernommen.

Seither hat sich Treos Gesicht deutlich gewandelt - nicht nur durch den Umzug nach Hamburg und dem inzwischen hinzu gekommenen EMV-Labor in Kiel. "Inzwischen machen wir nur noch fünf bis zehn Prozent unseres Umsatzes mit den Kunden von damals", so Frömming. Der Rest ist selbst erarbeitet: durch Kontakte über die Website, durch Messen oder Veranstaltungen wie dem Hamburg Aviation Forum. Die Möglichkeit, über das Luftfahrtcluster immer wieder den persönlichen Kontakt zu den Akteuren am Standort herstellen zu können, schätzt Frömming sehr. Gerade durch den Austausch mit Zulieferern im Kabinenbereich habe sich das Labor stetig weiter differenzieren können und testet inzwischen auch für Boeing und Bombardier - auch wenn Airbus-Zulieferer weiterhin das Gros der Kunden stellen.

Umzug nach Harburg ins "maßgeschneiderte Labor"

Dass viele weitere Kundenkontakte über Empfehlungen zu Treo kamen, freut den Geschäftsführer besonders: "Unser Business basiert letztlich auf Vertrauen, sodass dies eine hohe Anerkennung unserer Leistungen ist." Die größte Stärke von Treo sei nicht der Preis, sondern die Möglichkeit, auch unter Zeitdruck zuverlässige Ergebnisse zu liefern. Die Schnelligkeit würde vor allem durch die doppelte Spezialisierung auf Umweltsimulation (im Hamburger Labor) und EMV (im Kieler Labor) ermöglicht, mit der Treo als einziger Anbieter in Norddeutschland "alles aus einer Hand" anbieten könne. Ist ein Teststand in Hamburg noch belegt, werden einfach die Tests in Kiel vorgezogen - und umgekehrt.

Mit dem Umzug nach Harburg hat für Treo das nächste neues Kapitel begonnen. "Wir haben nicht nur mehr Platz, die Gebäude sind 'custom fit'", sagt Frömming. Eigens für das Unternehmen wurde vom Vermieter nebenan ein Parkhaus mit integriertem Labor gebaut, dessen Struktur für größer dimensionierte und vor allem vibrationsstarke Tests auslegt ist, die in den anderen Räumen nicht durchgeführt werden können. Für die Zukunft gibt sich der Geschäftsführer zuversichtlich: durch die steigende Bedeutung der Kabinenindustrie gäbe es auch mehr Bedarf für Umweltsimulation - gut für das Labor am weltweit größten Flugzeugkabinenstandort. Auch an der Erarbeitung der neuen Cluster-Strategie von Hamburg Aviation, bei der es um die Weiterentwicklung des Luftfahrtstandorts Hamburg geht, hat Frömming sich beteiligt. Mit der Prüfung von neuen Entwicklungen kennt er sich schließlich aus.

Text und Bild: Lukas Kirchner