Dominik Pridöhl von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen und Christoph Schrock von der Technischen Universität Hamburg erhielten am 14. November den Hamburg Aviation Nachwuchspreis 2019 für die beste Abschlussarbeit zu einem luftfahrtrelevanten Thema. Über den Sieg freuen sich neben den Hochschulen auch die betreuenden Unternehmen CTC Stade und Airbus. Die Sieger nahmen die Trophäen im Rahmen des 56. Hamburg Aviation Forum im Hotel Hafen Hamburg entgegen. Das Forum widmete sich der Veränderung der Industrie durch den Einsatz künstlicher Intelligenz.
Das Composite Technology Center Stade (CTC GmbH) stellt im dritten Jahr in Folge einen Sieger des Nachwuchspreises: Dominik Pridöhl, Absolvent der RWTH Aachen, konnte die Auszeichnung in der Kategorie „Bachelorarbeit“ für sich verbuchen. Im Rahmen seiner Bachelorarbeit entwickelte er eine Methodik zur Optimierung für im 3D-Druck-Verfahren hergestellte Faserverbundstoffe. Die von Pridöhl entwickelte Software gibt bei Eingabe von Anforderungen an ein Bauteil eine in Gestalt und Faserorientierungen optimierte Struktur aus, die als Grundlage für den 3D-Druck-Prozess dient.
Das erstplatzierte Konzept in der Kategorie „Master“ wurde von Christoph Schrock von der Technischen Universität Hamburg (TU Hamburg) in Kooperation mit Airbus verfasst. In der Masterarbeit wurden neuartige Berechnungsmethoden untersucht, mit denen sich die wahrscheinliche Lebensdauer additiv gefertigter Luftfahrtkomponenten aus Metall vorhersagen lässt. Durch Anwendung solcher Methoden bei der Gestaltung eines Bauteils kann auf einzelne Nachbearbeitungsschritte verzichtet und damit der Fertigungsaufwand verringert werden.
Fabrice Windus von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg erhielt den zweiten Platz in der Kategorie „Master“. In erfolgreicher Kooperation mit Diehl Aviation entwickelte der Absolvent einen Waschtisch für die Bordtoilette, der sich durch seinen modularen Aufbau in verschiedene Flugzeugtypen einbauen lässt. Der Einsatz von Faser-Kunststoffverbunden beim Bau des Waschtischs spart Kosten und Gewicht.
Dieses Jahr wurden zwei dritte Plätze in der Master-Kategorie vergeben.Lars Rath von der TU Hamburg untersuchte am Helmholtz-Zentrum Geesthacht die mechanische und prozesstechnische Eignung des sogenannten Reibauftragschweißens für konventionell schlecht schmelzschweißbare Aluminium-Legierungen. Das neue Verfahren erzeugt ein defektfreies Material und könnte beispielsweise beim Fügen von Außenhaut mit Stützbauteilen im Flugzeugbau Verwendung finden. Auch stellte Rath die Eignung des Verfahrens zur additiven Fertigung von Strukturbauteilen mit verbesserten mechanischen Eigenschaften heraus.
Die zweite Master-Drittplatzierung ging an Marco Kähler von der Freien Universität Berlin. In erfolgreicher Kooperation mit Airbus betrachtete der Absolvent die zukünftigen digitalen Geschäfts- und Servicemodelle in der Flugzeugkabine und untersuchte, wie beispielsweise künstliche Intelligenz dem Passagier auf Basis seines Nutzungsverhaltens seine Bedarfe entlocken könne.
Den zweiten Platz in der Kategorie „Bachelor“ belegte Felix Brenner von der Universität Stuttgart. In der bei Airbus durchgeführten Arbeit wurde eine neuentwickelte „Printed Electrics“ Folie für Flugzeugsitze auf ihre Beständigkeit getestet. Bei dem „Printed Electrics“- Verfahren werden Kabelstränge durch aufgedruckte, leitfähige Tinte auf Folien ersetzt. Brenner prüfte, inwieweit die Folie hohen und tiefen Temperaturen, Über- und Unterdruck sowie Feuchtigkeit standhält.
Sascha Max entwickelte gemeinsam mit Lufthansa Technik einen innovativen Lösungsansatz, um Öl und Enteisungsflüssigkeit im Abzapfluftsystem eines Verkehrsflugzeuges zu detektieren. Eine fest installierte Sensorik spürt die Betriebsmittel auf und bringt sie im Cockpit zur Anzeige. Der Hochschule RheinMain Absolvent sicherte sich mit dieser Idee den dritten Platz des Hamburg Aviation Nachwuchspreises in der Kategorie „Bachelor“.
Mit dem Nachwuchspreis gibt Hamburg Aviation engagierten Hochschulabsolventen die Möglichkeit, dem Luftfahrtstandort ihre Ideen und Innovationen zu präsentieren. Zur siebten Ausgabe des Preises wurden Bewerbungen von 16 Hochschulen eingereicht. Sie alle eint, dass die Studienarbeiten einen direkten Bezug zum Luftfahrtstandort Hamburg aufweisen.
„Die diesjährig prämierten Abschlussarbeiten widmen sich erneut hoch aktuellen Fragestellungen für die Luftfahrtindustrie. Dies ist neben der Lehre den starken Partnern hier am Standort zu verdanken, die die Studierenden bei ihrer Abschlussarbeit motivieren, von der Idee zur Anwendbarkeit zu denken. Dass dieses Jahr mehr als ein Drittel der Bewerbungen für den Hamburg Aviation Nachwuchspreis von Absolventinnen eingereicht wurde, ist überdies ein erfreuliches Signal, dass in den luftfahrtrelevanten Studiengängen Diversität großgeschrieben wird.“, freut sich Univ. Prof. Dr. –Ing. Jens Peter Wulfsberg, Leiter des Laboratoriums Fertigungstechnik an der Helmut-Schmidt-Universität und Jurymitglied des Hamburg Aviation Nachwuchspreises.
Die Sieger des Hamburg Aviation Nachwuchspreises dürfen sich über ein Preisgeld von je 1.500 Euro sowie die kostenlose Teilnahme an den Hamburg Aviation Foren des nächsten Jahres freuen. Hamburg Aviation-Mitglied Krüger Aviation sponserte erneut Trophäen aus eigener Produktion.
Blick in die Zukunft: Hamburg Aviation Forum widmet sich konkretem K.I.-Einsatz
Passend zum Blick in die Zukunft widmete sich das Forum dem Wandel der Industrie durch den zunehmenden Einsatz Künstlicher Intelligenz. Neben einer Einführung in das Trendthema K.I. durch die Universität Hamburg und einem Podiumsgespräch mit Vertretern von Airbus, DLR, Lufthansa Technik, dem Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung und dem Lübecker Data-Unternehmen VecCtor zeigten die Beiträge konkrete Beispiele für die Anwendung intelligenter Software in der Luftfahrt auf. So nutzt Diehl Aviation Möglichkeiten der Sprachsignalverarbeitung, um den Waschraum im Flugzeug auch bewegungseingeschränkten Passagieren zugänglich zu machen. Synergeticon und Scholz Mechanik stellten Einsatzmöglichkeiten und Voraussetzungen von K.I.-Anwendungen im Shop-Floor vor. In einer interaktiven Pitch-Session bekamen die drei K.I.-Startups Jobmatch.me, Panda und Carrypicker die Möglichkeit, sich vorzustellen.