DSI nutzt die Zeit für umfangreiche Wartungsarbeiten am Teleskop. Für SOFIA (Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie), eine modifizierte Boeing 747SP, steht ein erneuter "Boxenstopp" an.

Sofia (Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie) beim "Boxenstopp"

Für einen Routinecheck bei Lufthansa Technik ist die fliegende Sternwarte des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA am Abend des 30. September 2020 um 19:17 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit am Hamburg Airport gelandet. Bei diesem so genannten C-Check, der etwa alle drei Jahre stattfindet, wird die Boeing 747SP auf Herz und Nieren geprüft. "Wir freuen uns auf die erneute Zusammenarbeit mit Lufthansa Technik", erklärt Heinz Hammes, SOFIA-Projektleiter im DLR Raumfahrtmanagement. "Die speziellen Umstände in diesem Jahr erfordern dabei besondere Kooperation und Flexibilität von allen Beteiligten. Wir sind davon überzeugt, für die anstehenden Aufgaben am richtigen Ort zu sein."

Neue Klimatisierung für die Forschungsinstrumente

Im Fall von SOFIA wird das Flugzeug nach den Vorschriften der NASA instandgesetzt, die auch die genauen Arbeitspakete für diese Liegezeit definiert hat. Beim diesjährigen C-Check werden Motoren und Kabine inklusive Verkleidung und Fußböden demontiert. Dies ist notwendig, um anschließend die Test- und Wartungsarbeiten durchführen und sämtliche Verkabelungen sowie die Treibstoffleitungen überprüfen zu können. Dazu werden unter anderem die Triebwerke und die Kabine inklusive ihrer Verkleidungen und Fußböden demontiert, um während der Test- und Wartungsarbeiten auch sämtliche Verkabelungen und Leitungen überprüfen zu können. Zusätzlich erhält die Klimaanlage des Flugzeugs ein Upgrade. "Hierdurch wird es uns in Zukunft möglich sein, die Temperatur in der Kabine besonders fein zu justieren", erläutert Hammes. "Dies ist insbesondere in der Instrumentenzone wichtig, denn jedes Forschungsinstrument benötigt eine genau passende Umgebungstemperatur." Ab Mitte Dezember sind dann die finalen Checks bei Lufthansa Technik - etwa für die Triebwerke und den Innendruck der Kabine - vorgesehen. Anfang Februar sollen die Wartungsarbeiten abgeschlossen sein, so dass der Wissenschaftsbetrieb mit SOFIA wiederaufgenommen werden kann.

Universität Stuttgart führt die Wartungen des Teleskops durch

Auch das Teleskop an Bord von SOFIA, der deutsche Beitrag und das Herzstück des fliegenden Observatoriums, wird während des Aufenthalts bei Lufthansa Technik gründlich überholt. Diese Arbeiten werden ausschließlich von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Deutschen SOFIA Instituts (DSI) der Universität Stuttgart durchgeführt, die sich mit diesem weltweit einmaligen System bestens auskennen. "Bei dieser umfangreichen Wartung liegt unser besonderes Augenmerk auf den Arbeiten, die aufgrund ihrer Komplexität nur alle drei oder sechs Jahre durchgeführt werden", sagt Michael Hütwohl vom DSI, der bei SOFIA für das Teleskop verantwortlich ist. "Aber auch eine Vielzahl kleinerer Arbeiten, von einer Inspektion des 2,7-Meter-Primärspiegels bis hin zu Software-Updates der elektronischen Teleskopsysteme, stehen auf dem Programm".

 

Außergewöhnlich gute Zusammenarbeit

Aktuell sind  schon allein für die planmäßigen Arbeiten mehr als 10.000 Arbeitsstunden vorgesehen, so dass die Tätigkeiten aller Beteiligten gut koordiniert sein müssen. "Wir haben 2014 und 2017 bereits eine außergewöhnlich gute Zusammenarbeit mit den Kollegen und Kolleginnen des DSI, des DLR und der NASA erlebt und freuen uns, diese nun fortsetzen können", erklärte Sven Hatje, verantwortlicher Projektleiter bei Lufthansa Technik für SOFIAs C-Checks. "Schön, dass wir SOFIA nun wieder bei uns begrüßen dürfen." Eine Besonderheit in diesem Jahr ist, dass eines der sechs wissenschaftlichen Instrumente von SOFIA mit nach Hamburg kommen wird. Das deutsche Instrument GREAT (German REceiver for Astronomy at Terahertz Frequencies) wird nach der Landung vom Teleskop abmontiert und zur separaten Wartung und Optimierung an das Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) in Bonn gebracht.

Besondere Sicherheitsvorkehrungen in Corona-Zeiten

Alle Arbeiten am Flugzeug finden aufgrund der Corona-Pandemie unter strengen Sicherheitsauflagen statt. Sowohl Lufthansa Technik als auch die NASA haben daher jeweils umfangreiche Prozeduren entwickelt und koordiniert, die für das Arbeiten im und am Flugzeug gelten. Dazu gehört etwa die Regelung, dass sich nicht mehr als 15 Personen gleichzeitig an Bord befinden dürfen. Auch sind die Techniker dazu verpflichtet, während der gesamten Arbeiten einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Zudem hat nur das absolut notwendige Personal Zutritt zum Flugzeug.

SOFIA

SOFIA ist ein weltweit einzigartiges, fliegendes Observatorium, das den Weltraum im Infrarotbereich untersucht. So erforscht die Sternwarte etwa, wie sich Milchstraßensysteme entwickeln oder wie Sterne und Planetensysteme aus interstellaren Molekül- und Staubwolken entstanden sind. Möglich wird dies durch ein 17 Tonnen schweres, in Deutschland entwickeltes und gefertigtes Teleskop mit einem Spiegeldurchmesser von 2,7 Metern. SOFIA verfügt über sechs verschiedene wissenschaftliche Instrumente, von denen zwei aus Deutschland stammen.

Das Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie ist ein Gemeinschaftsprojekt des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) und der National Aeronautics and Space Administration (NASA). Es wird vom DLR Raumfahrtmanagement mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi), des Landes Baden-Württemberg und der Universität Stuttgart durchgeführt. Die Entwicklung der deutschen Instrumente ist finanziert mit Mitteln der Max-Planck-Gesellschaft (MPG), der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und des DLR. Der wissenschaftliche Betrieb wird auf deutscher Seite vom Deutschen SOFIA-Institut (DSI) der Universität Stuttgart koordiniert, auf amerikanischer Seite von der Universities Space Research Association (USRA).