Den termin- und budgetgerechten Umbau des gebrauchten Geschäftsreiseflugzeugs verantwortete auf Kundenseite das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw). Lufthansa Technik hatte als Generalunternehmer und Systemintegrator einen erheblichen Anteil an der Konstruktion und entwickelte in Zusammenarbeit mit mehr als einem Dutzend Industriepartnern anhand der Anforderungen der Bundeswehr passende Lösungen.
Niels Annen, Staatsminister im Auswärtigen Amt, sagte: "Der Open-Skies-Vertrag ist eine unverzichtbare Säule der Rüstungskontrolle im OSZE-Raum. Wir setzen uns dafür ein, dass er trotz mancher Schwierigkeiten weiterhin funktioniert und von allen Seiten vollständig implementiert wird. Dann schafft der Vertrag Transparenz und Vertrauen. Er zeigt zudem: Auch in sensiblen Sicherheitsfragen ist die Kooperation zwischen Russland und den USA weiter möglich. Wir wollen den Open-Skies-Vertrag stärken. Deswegen freue ich mich, dass Deutschland wieder ein eigenes, modernes Flugzeug für Überflüge bereitstellt."
"Ich danke unserem Auftraggeber Bundeswehr und den zahlreichen Industriepartnern für die ausgezeichnete Zusammenarbeit bei dieser gewaltigen Integrationsaufgabe und wünsche der Bundeswehr viel Erfolg mit diesem ganz besonderen Flugzeug", sagte Dr. Johannes Bußmann, Vorstandsvorsitzender der Lufthansa Technik AG. "Besonders danke ich auch unseren Kolleginnen und Kollegen, die diese bei weitem nicht alltägliche Aufgabe mit Bravour gemeistert haben."
Der Airbus A319 wurde in rund 26 Monaten Liegezeit auf der Lufthansa-Basis in Hamburg zunächst grundüberholt und erhielt anschließend mehr als 150 Modifikationen, von der Umsetzung kleinerer Flugtüchtigkeitsdirektiven bis hin zu grundlegenden Eingriffen in die Struktur des Flugzeugs. Dazu zählten der Austausch eines sieben Meter langen Teils der Außenhaut auf der Rumpfoberseite sowie die ausgefrästen und verglasten Öffnungen im Flugzeugboden, die den Einsatz der Beobachtungs- und Kameratechnik auf Open-Skies-Flügen erst ermöglichen.
Neben dem Einbau der digital-optischen Kamerasysteme für drei verschiedene Flughöhen und der Installation eines digitalen Infrarotsensors umfasste die Liegezeit auch größere Modifikationen an der Kabine des Flugzeugs. Für den neuen Einsatzzweck wurde sie unter anderem mit vier ergonomischen Bedienstationen für das Beobachtungs-personal ausgerüstet. Im sogenannten Missionsbereich verfügt das Flugzeug darüber hinaus über weitere 16 Sitze für Personal des überflogenen Vertragsstaates und für Personal von Partnernationen. Damit alle Systeme jederzeit und ohne großen Aufwand erreicht und inspiziert werden können, haben die Ingenieure überall in der Kabine und ihren Einbauten Wartungsklappen und Zugänge installiert.
Drei Zertifikate, sogenannte "Supplemental Type Certificates", waren für die Zulassung erforderlich: jeweils eines für die Modifikation der Struktur, für die Kamerafenster im Rumpf sowie für die Modifikation von Kabine und Cockpit. Das Flugzeug wird eine zivile und eine militärische luftfahrtrechtliche Zulassung erhalten. Bevor die Maschine für Beobachtungsflüge über anderen Vertragsstaaten genutzt werden kann, muss sie noch von allen Mitgliedsstaaten akkreditiert werden. Andere Nationen können das Flugzeug dann auch für ihre Missionsflüge mieten.
Abkommen zum "Offenen Himmel":
Als Symbol des Vertrauens unterzeichneten 1992 Mitglieder der NATO und des ehemaligen Warschauer Pakts das Abkommen "Open Skies"
("Offener Himmel"). Es erlaubt ihnen, ihre Territorien gegenseitig zu überfliegen und dabei Foto-, Radar- und Infrarot-Bilder aufzunehmen.
Seit 1997 nutzte die Bundesrepublik für diese Aufgabe Luftfahrzeuge von Partnernationen. Mit dem neuen Luftfahrzeug, Registrierung 15+03, wird Deutschland wieder ein eigenes Missionsflugzeug besitzen - und gleichzeitig eines der modernsten der Welt. Mehr Infos unter:
Hintergrund: Was steckt an Technik im "Open Skies" Flieger?