Nach dreijähriger Projektphase präsentiert das Konsortium „Sichere Luftfracht-Transportkette“ (SiLuFra) Lösungen für mehr Sicherheit und Effizienz in der Luftfracht.

Hamburg, 6. Juli 2016 - Der Frachttransport in der Luft garantiert einen schnellen und sicheren Versand von Gütern über große Strecken und stellt einen wichtigen Bestandteil des deutschen Außenhandels dar - branchenübergreifend.  Doch immer wieder machen Zwischenfälle deutlich, dass die Sicherheitsketten auf dem Weg von Fracht ins Flugzeug nicht unfehlbar sind. Die steigenden Anforderungen an die Überprüfung der Frachtstücke beeinflussen wiederum die Wirtschaftlichkeit dieses Transportweges. Das Konsortium "Sichere Luftfracht-Transportkette" (SiLuFra) hat am 5. Juli in der Vertretung der Freien und Hansestadt Hamburg in Berlin die Ergebnisse seiner dreijährigen Projektphase zur Erarbeitung sichererer und gleichzeitig effizienterer Lösungen präsentiert.

Dafür wurden alle Stufen des Transports in der Luftfracht - vom Verschicken der Güter bis zum Entladen aus dem Flugzeug - analysiert. Beteiligt waren allesamt Institutionen und Unternehmen, die in der Transportkette involviert sind. Sei es als Versender, Logistik-Dienstleister, Hersteller von Infrastruktur im Frachtzentrum, Zoll oder Behörden Diese bis dato einmalige Zusammenarbeit wurde im Rahmen der Hightech-Strategie auch vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Insgesamt kamen 13 Projektpartner an einem Tisch zusammen. Neben Hamburg Aviation waren folgende Projektpartner beteiligt:

  • Die Institute für Flugzeug-Kabinensysteme, Logistik und Unternehmensführung und Lufttransportsysteme der TU Hamburg
  • Lufthansa Cargo
  • die LHU Luft-Hafen-Umschlag
  • das HLI Hamburger Logistik Institut
  • Accenture GmbH
  • DFN-CERT Services
  • Die Bundesanstalt für Materialforschung und  -prüfung
  • Smiths Heimann GmbH
  • Die Bundespolizei
  • Das Luftfahrt-Bundesamt
  • Die BMW Group
  • Die Logistik-Initiative Hamburg e.V.
  • clusterTec GmbH

Dazu stand der Arbeitsgruppe ein Advisory Board mit Mitgliedern wie dem Logistiker Kühne + Nagel und dem Hamburg Airport zur Verfügung. Die alle an der Luftfrachtkette beteiligten Unternehmen validierten die Ergebnisse des Konsortiums und standen als langjährigen Partner den Beteiligten beratend zur Seite. Gemeinsam wurde geprüft, wie die Ideen auch außerhalb Deutschlands adaptiert werden könnten. Denn trotz europäischem Binnenmarkt gilt: bei der Luftfracht vertraut jedes Land noch auf die eigenen Systeme - und verhindert damit eine geschlossene Prüfkette.

Zu den Ergebnissen der Arbeitsgruppe zählt unter anderem eine automatisierte Frachtannahme-Vorrichtung von Lufthansa Cargo: Das im Projekt getestete "Smart Gate" ermöglicht die sichere und effiziente Frachtannahme in einem einzigen Prozessschritt mit einer exakten Erfassung aller Daten in digitaler Form. Sie erfasst die Pakete vor dem Einladen in das Flugzeug voll automatisiert auf einer Bodenwaage, scannt sie einzeln ab und sammelt die Daten in einer Frachtdatenbank. Daraus ergibt sich der Vorteil, dass jedes einzelne Frachtstück und nicht nur das Sammelgut jederzeit getrackt werden kann.

Aus dem Verbund SiLuFra ist darüber hinaus das "Trusted-Forwarder Konzept" entstanden: Unter Koordinierung der TU Hamburg analysierte man den landseitigen Bereich der sicheren Lieferkette (vom sog. bekannten Versender über den Spediteur bis zum Cargo Handling Agent am Flughafen), welcher aufgrund seiner weitläufigen räumlichen Verteilung und seiner Heterogenität einen herausfordernden Abschnitt der sicheren Transportkette darstellt. Ziel war es, die in diesem Bereich identifizierten Schwachstellen zu beseitigen, bzw. daraus resultierende Risiken abzumindern und gleichzeitig die Effizienz bei der Übergabe der sicheren Fracht an den Übergabepunkten zu steigern. Zu letzterem gibt es bereits in den Niederlanden und auch in Deutschland erprobte Systeme. Das Trusted-Forwarder-Konzept ermöglicht allerdings auch die gleichzeitige Erhöhung des Sicherheitsniveaus, indem die Authentifizierung der sicheren Fracht und der damit betrauten Aufsichtsperson elektronisch unterstützt und automatisiert erfolgt. Das Konzept konnte bei der Luft-Hafen-Umschlag GmbH & Co.KG am Flughafen Hamburg erprobt und getestet werden. Die Anforderungen an die Informationssicherheit des Trusted-Forwarder-Konzepts wurden mit Werkzeugen und Methoden des Projektpartners DFN-CERT untersucht.

Alle Arbeiten wurden gemeinsam mit den zwei im Projekt als Partner beteiligten Bundesoberbehörden, dem Luftfahrt Bundesamt und der Bundepolizei, durchgeführt. In Deutschland ist die Luftfrachtsicherheit Aufgabe dieser beiden Behörden. Durch Beteiligung der beiden öffentlichen Anwender konnte die Erarbeitung von Lösungen für mehr Sicherheit und Effizienz zusammen mit den Wirtschaftsunternehmen abgestimmt werden und ausgewogen erfolgen. Diese Konstellation der Zusammenarbeit in der Sicherheitsforschung zur Luftfracht-Transportkette ist bislang einzigartig. Ermöglicht wurde dieses Forschungs- und Entwicklungsprojekt durch eine Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) innerhalb des Programms "Forschung für die zivile Sicherheit" zum Themenfeld "Sicherheit im Luftverkehr".

Dass Hamburg einen Großteil der Partner im SiLuFra-Projekt stellt, liegt nahe: Hamburg gilt als drittgrößter ziviler Luftfahrtstandort weltweit. Der Transport von Fracht ist eng verknüpft mit der zivilen Luftfahrt, Passagiermaschinen transportieren bis zu 80% des weltweiten Luftfrachtaufkommens als so genannte Belly Freight. So sind in der Hansestadt beide Branchen, Logistik und zivile Luftfahrt, tief verankert und miteinander verwoben. Darüber hinaus verfügen Hochschulen wie die TU Hamburg Kompetenzzentren im Bereich der Kabinenforschung und Entwicklung. "Hamburg hat hier viel Wissen anzubieten. Dies wundert nicht, denn als "Tor zur Welt", als Drehkreuz des internationalen Handels, haben wir gerade in Sachen Logistik und Luftfahrt viel Expertise vorzuweisen", betonte Steffen Hebestreit, Leiter der Landesvertretung.