Das erstplatzierte Konzept in der Kategorie „Master“ wurde von Patrick Sieb von der Technischen Universität München (TU München) verfasst. In Kooperation mit Lufthansa Technik simulierte er das Zusammenspiel von Flugbetrieb und Wartung einer Urban-Air-Mobility Flotte. Sieb prüfte mögliche Streckennetze und Betriebsarten von zukünftigen Flugtaxis, um darzulegen, wie sich parallel dazu die notwendige Wartungsinfrastruktur bei möglichst geringen Kosten mit einer größtmöglichen Verfügbarkeit der gesamten Flotte verzahnen ließe.
Den zweiten Platz in der Bachelor-Kategorie teilen sich dieses Jahr gleich zwei Absolventen der TU Hamburg. Darja Strahlberg überzeugte die Jury mit ihrer in Kooperation mit dem Hamburger IT-Unternehmen Fortis entstandenen Abschlussarbeit. Sie entwickelte ein Modell, um Wartungsbedarf vorherzusagen (Predictive Maintenance). Erdacht zur Implementierung in einer Anlage zur Reinigung von Flugzeugfelgen, kann das Programm perspektivisch auch in anderen Wartungsbereichen integriert werden und ungeplante Instandhaltungen reduzieren. Johann Kipping programmierte im Rahmen des Forschungsprojekts „RoboFill“ einen Algorithmus, der einen Roboter befähigt, qualitativ hochwertige Leichtbauteile automatisiert zu fertigen. Die Befüllung der sandwichartigen Strukturen aus leichtem Kern und festen Deckschichten wird gleichzeitig effizienter, weil der Roboter dies in optimal berechneten Bahnen tut – Kippings Berechnungen sei Dank.
Der zweite Platz in der Kategorie „Master“ geht an Jan Gottemeier von der SRH Hochschule Heidelberg. Gottemeier entwickelte mithilfe von künstlicher Intelligenz ein neuartiges Prognosemodell, dass den Bedarf der für die Wartung und Instandhaltung erforderlichen Ersatzteile möglichst präzise über alle Airlines und Flugzeugtypen vorhersagen und damit die bedarfsgerechte Versorgung der Fluggesellschaften verbessern kann. Von den optimierten Lagerbeständen profitiert nicht nur die Airbus-eigene Ersatzteilsparte, sondern auch die Zulieferkette, die ihre Ressourcen besser planen kann.
Doppelt prämiert geht die TU Hamburg-Absolventin Awista Nasiri aus dem Wettbewerb: nicht nur überzeugte sie die Nachwuchspreis-Jury in der Kategorie „3. Platz Master“. Mit dem Ziel, die Stromversorgung im Flugzeug leichter und effizienter zu gestalten, testete Nasiri im Rahmen des EU-Forschungsprogramms „Clean Sky 2“ verschiedene Materialien und Herstellungsverfahren sogenannter struktureller Komposit-Batterien. Entwickelt von den Forschungspartnern Chalmers University of Technology und KTH – Royal Institute of Technology, können diese Energieträger aus Kohlefaserverbundstoffen nicht nur Strom erzeugen, sondern direkt in die Wände der Passagier-Serviceeinheit oder sogar die Kabinenwand integriert werden – als Teil der tragenden Struktur des Flugzeugs. In Zusammenarbeit mit Airbus wertete Nasiri die Ergebnisse dieser gewichtsparenden Stromquellen aus. Die Integration von elektrischer Energiespeicherung in leichten und somit Kerosin sparenden Kompositmaterialien bringt Awista Nasiri zusätzlich eine Trophäe in der 2020 erstmals verliehenen Sonderkategorie “Grüne“ Luftfahrt“ ein, die sie sich mit der Master-Absolventin Sabine Derboven von der HAW Hamburg teilt. Derboven erarbeitete, ebenfalls mit Airbus, ein Konzept zur Förderung nachhaltiger Innovationen in Luftfahrtunternehmen. Mithilfe eines Online-Tools können sich Airbus-Mitarbeiter Wissen über die „Ziele für nachhaltige Entwicklung“ der UN aneignen und prüfen, ob die von ihnen entwickelten innovativen Ideen mit eben diesen übereinstimmen.
Das Barsbütteler Kunststoffunternehmen Krüger Aviation hat die Sonderkategorie initiiert und sponsert neben den 800 Euro Preisgeld zudem erneut sämtliche Trophäen für die Nachwuchspreis-Sieger.
„Der Luftfahrstandort Hamburg hat bereits vor der aktuellen Krise begriffen, dass ein „New Normal“ nicht ohne nachhaltige Lösungen funktionieren kann. Als Familienunternehmen denken wir zudem in Generationen. Deswegen müssen wir heute nicht nur umdenken, sondern gleichzeitig beginnen, unser Handeln zu verändern. Mit der Sonderkategorie fördern wir konkrete Ideen, die der Luftfahrt eine zukunftsfähige Perspektive geben“ erläutert Krüger Aviation Geschäftsführer Nils Stoll die Idee hinter der „grünen“ Auszeichnung.
Jurymitglied Dr. Florian Linke, Deutsches Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) unterstreicht die Bedeutung des Hamburg Aviation Nachwuchspreises angesichts der Herausforderungen, denen sich die Luftfahrt aktuell stellt: „Die diesjährig prämierten Abschlussarbeiten zeigen einmal mehr, welche Innovationskraft in unserem Standort steckt. Gerade jetzt müssen wir auf exzellente Lehre und starke Kooperationspartner in der Industrie setzen, um diejenigen zu fördern, die die Luftfahrt morgen prägen werden. Ohne motivierten Nachwuchs werden wir einer wiederkehrenden Nachfrage und den Herausforderungen, die eine nachhaltige Luftfahrt mit sich bringt, nicht standhalten können“.
Die Sieger des Hamburg Aviation Nachwuchspreises dürfen sich über ein Preisgeld von je 1.500 Euro freuen sowie über die kostenlose Teilnahme an den Hamburg Aviation Foren des nächsten Jahres. Verliehen wird der Hamburg Aviation Nachwuchspreis von Hamburg Aviation mit Unterstützung der Sponsoren Airbus und Krüger Aviation.
Die Sieger des Nachwuchspreises werden von einer unabhängigen Jury aus der Hamburg Aviation Community gekürt: Roland Bähr, Airbus Operations GmbH Hamburg, Jan Eike Blohme-Hardegen, Hamburg Airport, Friederike Fechner, Sophia.t gGmbH, Dr. Felix Flöter, Lufthansa Technik, Prof. Dr. Gordon Konieczny, HAW Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, Dr. Florian Linke, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Lars Meyer, Treo – Labor für Umweltsimulation GmbH, Prof. Dr.-Ing. Thorsten Schüppstuhl, TUHH Technische Universität Hamburg, Univ.-Prof. Dr.-Ing. Robert Weidner, Universität Innsbruck/Helmut Schmidt-Universität Hamburg.
Flugrouten aus der Krise: Hamburg Aviation bringt den Standort digital zusammen
Auch das 59. Hamburg Aviation Forum, in dessen Rahmen der Nachwuchspreis verliehen wurde, gestaltete sich zukunftsgerichtet und, angesichts der derzeitgen Entwicklungen, als digitales Format. Hamburgs Senator für Wirtschaft und Innovation, Michael Westhagemann, appellierte an die Zukunftsfähigkeit des drittgrößten zivilen Luftfahrtstandorts im Hinblick auf Fortschritte in den Bereichen Wasserstofftechnologien und Urban Air Mobility. Michael Eggenschwiler, Vorsitzender der Geschäftsführung am Hamburg Airport, berichtete von den Auswirkungen der Reisebeschränkungen auf den Flughafen und wie dieser sich bereits frühzeitig umfangreich für ein sicheres Reiseerlebnis aufgestellt habe. Max Oldorf, Mitgründer von ch-aviation, einem der weltweit führenden Dienstleister für Datenanalysen im Luftverkehrsbereich, gab Insights zu den Entwicklungen von weltweiten Routen, Flotten und Kapazitäten. Wege, mit der aktuellen Krise positiv umzugehen, präsentierten zudem die drei Hamburg Aviation Mitglieder Heinze Akademie, BeOne und HTK mit Beispielen aus ihren Institutionen.