Hamburg, 29. Oktober 2021: Tim Nahuel Schulz von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg und Philipp Heerd von der Tech-nischen Universität Braunschweig erhalten den Hamburg Aviation Nach-wuchspreis 2021 für die beste Abschlussarbeit zu einem luftfahrtrelevanten Thema. Über den Sieg freuen sich neben den Hochschulen auch die betreuen-den Unternehmen Airbus und Lufthansa Technik. Bei dem seit 2020 verliehe-nen Sonderpreis in der Kategorie „Grüne“ Luftfahrt überzeugt ebenfalls die HAW und Master-Absolvent Daan Hurtecant mit der Idee eines Eco-Labels für Passagierflieger. Verliehen wurden die Nachwuchspreise im Rahmen des 60. Hamburg Aviation Forums mit dem Jubiläums-Thema „Game Changer – Wo sich die Luftfahrt weiterhin fundamental verändern wird“.
Die Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW Hamburg) verbucht die-ses Jahr gleich zwei Trophäen für die beste Abschlussarbeit, davon eine in der Kategorie „Bachelor“. Tim Nahuel Schulz überzeugte die Jury mit dem Blick auf die Luftfahrt der Zukunft bis 2035, ausgehend von vier möglichen Szenarien, die die Branche nach COVID-19 nachhaltig verändern könnten: dem vorsichtigen Neu-start, bei dem das Nachhaltigkeitsbewusstsein der Reisenden auf ein vorpandemi-sches Niveau zurückgeht, während das Reisebedürfnis langsam wächst; einem „Full Recovery“, geboren aus dem Optimismus der Branche, rasanter Nachfrage gerade im Bereich Business Travel und einem hohen Akzeptanzgrad für nachhaltige Lösungen wie SAF (Sustainable Aviation Fuels); einem aufkeimenden Deglobali-sierungstrend, unter dem die internationale Luftfahrt und die damit verbundenen Innovationen leiden und, als letztes Szenario, dem Paradigmenwechsel zum „Si-cheren Flugerlebnis“, bei dem die Gesundheit der Passagiere eine immer größere Rolle in der Entscheidung für eine Flugreise einnimmt. Mit Blick auf die Nachhaltigkeitsstrategie von Kooperationspartner Airbus und mit Unterstützung eines 22-köpfigen Expertenteam übersetzte Schulz die entwickelten Szenarien in konkrete Handlungsempfehlungen für Airlines. Besonderen Fokus legte Schulz hier auf die Flugzeugkabine von morgen.
Die HAW Hamburg stellt in diesem Jahr auch Platz 1 in der Sonderkategorie “Grüne“ Luftfahrt“, die seit 2020 verliehen wird. Daan Hurtecant überzeugt mit seiner Masterarbeit und der Idee eines „Eco“ Labels für Passagierflugzeuge. Die-ses ermöglicht dem Fluggast, Umweltauswirkungen verschiedener Flugreisen auf der Grundlage der Kombination von Flugzeugtyp, Triebwerkstyp und Sitzkonfigura-tion zu vergleichen und eine Buchungsentscheidung zu treffen. Dabei berücksich-tige die „Eco“-Kennzeichnung Faktoren wie den Treibstoffverbrauch, äquivalente CO2-Emissionen, die lokale Luftqualität und die Lautstärke des Flugzeugs und sei damit noch genauer als bereits existierende Gütesiegel-Ansätze. Ganze Airline-Flotten und die bestmögliche Route auf Basis dieser Nachhaltigkeitsaspekte mit-einander vergleichen zu können, mache Fliegen für den bewussten Passagier auch weiterhin zukunftsfähig, so Hurtecant. Das Barsbütteler Startup Green Mobility Interiors hat die Sonderkategorie „Grüne“ Luftfahrt initiiert und sponsert neben den 800 Euro Preisgeld über die Muttergesellschaft Krüger Aviation zudem erneut sämtliche Trophäen für die Nachwuchspreis-Sieger.
Das erstplatzierte Konzept in der Kategorie „Master“ wurde von Philipp Heerd von der TU Braunschweig verfasst. In Kooperation mit Lufthansa Technik analy-sierte er die additive Fertigungsmethodik LPBF (Laser Powder Bed Fusion = metallischer 3D-Druck) und ihren potenziellen Einsatz in der Reparatur von Turbinenlauf-schaufeln. Sind konventionell (per Gussverfahren) oder additiv gefertigte Bauteile nur schwer per manuellem Verfahren zu reparieren, böte sich mit dem LPBF-Verfahren eine Möglichkeit, die Funktionstüchtigkeit wieder vollends herzustellen. Die Reparaturmethodik basiere auf einer optischen Messung der beschädigten Bauteile mit anschließender automatisierter Befundung, dem Trennen des beschä-digten Bauteilbereichs sowie der additiven Reparatur des Bauteils mittels LPBF. Anhand des Beispiels einer Turbinenlaufschaufel (diese rotierenden Schaufeln in-nerhalb der Turbine werden grundsätzlich stärker durch dynamische Kräfte bean-sprucht als die stationären Leitschaufeln) prüfte Heerd den Einsatz von LPBF in zwei Ansätzen: einmal unter Berücksichtigung eines schlanken Prozesses, einmal bei weniger effizienter Prozessführung und dafür positionsgenauerer Reparatur.
„COVID-19 in Verbindung mit dem wachsenden Umweltbewusstsein hat zu einem erheblichen Rückgang der Passagierzahlen weltweit geführt. Dennoch ist die Luft-fahrt in der heutigen globalisierten Welt nach wie vor unverzichtbar. Es braucht jetzt schlüssige Ansätze und gute Ideen, wie diese Branche nicht nur weiterma-chen, sondern sich mit den gegebenen Herausforderungen auseinandersetzen und sich für die Zukunft neu aufstellen kann. Hierzu braucht es die Impulse der Absolvent:innen, die auch mal kritische Fragen auf das Tableau bringen und hoch motiviert sind“, unterstreicht Jury-Mitglied Dr. Anna Bauch, Senior Manager R&T Development Germany Airbus, die Bedeutung der prämierten Abschlussarbeiten.
Die Sieger des Hamburg Aviation Nachwuchspreises Bachelor und Master dürfen sich über ein Preisgeld von je 1.500 Euro freuen, für den Sonderpreis gibt es 800 Euro sowie für alle die kostenlose Teilnahme an den Hamburg Aviation Foren des nächsten Jahres. Verliehen wird der Hamburg Aviation Nachwuchspreis von Ham-burg Aviation mit Unterstützung der Sponsoren Airbus, Krüger Aviation und Treo – Labor für Umweltsimulation.
Die Sieger des Nachwuchspreises werden von einer unabhängigen Jury aus der Hamburg Aviation Community gekürt:
Dr. Anna Bauch, Airbus Operations GmbH Hamburg, Jan Eike Blohme-Hardegen, Hamburg Airport, Friederike Fechner, Sophia.t gGmbH, Dr. Felix Flöter, Lufthansa Technik AG, Prof. Dr. Dragan Kozulovic, HAW Hochschule für Angewandte Wis-senschaften Hamburg, Dr. –Ing. Florian Linke, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V., Lars Meyer, Treo – Labor für Umweltsimulation GmbH, Prof. Dr.-Ing. Thorsten Schüppstuhl, TUHH Technische Universität Hamburg und Univ.-Prof. Dr.-Ing. Robert Weidner, Universität Innsbruck/Helmut Schmidt-Universität Ham-burg.
Jubiläum mit neuen Spielregeln: 60. Hamburg Aviation Forum widmet sich „Game Changer“ in der Branche
Fundamentale Veränderung, das war auch das Stichwort des Jubiläums-Forums im Hotel Hafen Hamburg, in dessen Rahmen der Hamburg Aviation Nachwuchspreis verliehen wurde. Unter dem Motto „Game Changer“ blickten Branchenexperten auf die aktuell besonders diskutierten Themenfelder der Luftfahrt. Nico Buchholz, langjähriger Flottenverantwortlicher des Lufthansa-Konzerns und CPO Bombardier sowie Gründungspartner von Flightlevel 500, warf einen Blick auf die aktuelle Aus-gangslage, gefolgt von einem Überblick zu Entwicklungen im Bereich Wasserstoff für den Luftfahrtstandort Hamburg, vorgestellt von Dr. Felix Flöter/Lufthansa Technik und DLR-Gründungsdirekter Dr. Björn Nagel. Dass die Energiewende nur mit erneuerbaren Kraftstoffen möglich sei, betonte Caphenia-Investor Dr. Helge Sachs in seinem Impuls. Sebastian Törsleff, Forschungsgruppenleiter an der Hel-mut-Schmidt-Universität, öffnete den Luftraum über dem Hamburg Aviation Forum für das Thema U-Space, das am Hamburger Himmel seit Sommer etablierte, euro-paweit einmalige Reallabor für die Anwendung von Urban Air Mobility.
Hamburgs Wirtschaftssenator Michael Westhagemann: „Das Hamburg Aviation Forum ist eine Institution, die 60. Ausgabe spricht für den großartigen Erfolg dieser Reihe. Nach nun fast zwei Jahren ist wieder ein persönlicher Austausch vor Ort möglich. Das hat uns allen gefehlt, gerade in der Luftfahrt gibt es viel zu be-sprechen. Denn es ist eine Zeit der Veränderungen! Neue Spielregeln haben sich etabliert: nicht nur als Nachwirkungen der Pandemie, sondern insbesondere vor dem Hintergrund des Klimawandels. Wie können wir morgen wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll fliegen? Darauf müssen wir Antworten liefern, gerade in Ham-burg als weltweit drittgrößter ziviler Luftfahrstandort müssen wir dazu sprachfähig sein. Auch dafür ist das Hamburg Aviation Forum wichtig. Ich sehe in erster Linie Chancen, unsere Kompetenzen auszubauen und unsere Stärken einzubringen. Wir haben hervorragende Voraussetzungen. Lassen Sie sie uns diese gemeinsam für einen starken Luftfahrtstandort in der Metropolregion Hamburg nutzen.“