Größte Luftfahrtstandorte Deutschlands und Kanadas starten gemeinsame Forschung zu leiseren Flugzeugkabinen und feuerfesten Faserverbundteilen.

Hamburg, 06. November 2017 - Die zu den weltgrößten Standorten der Luftfahrtindustrie zählenden Regionen Hamburg und Montréal haben eine offizielle Kooperation bei Forschung und Entwicklung gestartet. Partner von beiden Seiten des Atlantiks werden in den nächsten drei Jahren gemeinsam zu leiseren Flugzeugkabinen, sowie im Bereich neuer feuerfester Faserverbundteile forschen. Ein weiteres gemeinsames Forschungsvorhaben ist zudem noch in Planung. An der transatlantischen Kooperation beteiligen sich insgesamt 20 Partner - neben Unternehmen verschiedener Größen auch Hochschulen und Forschungseinrichtungen beider Länder. Mit dem Vorhaben sollen Kompetenzen auf beiden Kontinenten zusammengeführt und in innovative neue Produkte gebracht werden. Das Programm ist Teil der Neuen Hightech-Strategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und wird sowohl von deutscher als auch kanadischer Seite mit Geldern aus Politik und Wirtschaft gefördert.

Leisere Flugzeugkabinen für das Reisen von Morgen

In einer Flugzeugkabine ist es heute etwa so laut wie auf einer stark befahrenen Autobahn. Zwar werden die Triebwerke selbst immer leiser, doch Lärm und Vibrationen werden nach wie vor für jeden spürbar durch die Außenhaut des Flugzeugs nach innen übertragen - vor allem beim Start. Herkömmliche Isolierungen wie Glaswolle und Schaum haben dabei längst die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit erreicht. Als nächsten Schritt möchten deutsche und kanadische Forscher daher neue schallschluckende Isolierungen - sogenannte akustische Metamaterialien - auf ihre zukünftigen Einsatzmöglichkeiten im Serienflug überprüfen. Die Tests hierfür sollen unter anderem in der Akustiklabor des Hamburger ZAL Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung durchgeführt werden, dessen Infrastruktur zu den größten Europas zählt. Partner des Konsortiums neben den Projektführern ZAL und Mecanum sind 3M Canada, Airbus, die École de Technologie Supérieure, die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, die Hutchinson Aerospace GmbH, das National Research Council Canada und die Université de Sherbrooke. www.acousticmetamaterial.com

Neue feuerfeste Verbundteile für die Kabine

Moderne Flugzeugtypen sind heutzutage nicht nur leiser, sondern auch leichter und damit deutlich kosteneffizienter als ihre Vorgänger-Generationen. Ein wesentlicher Grund dafür ist der verstärkte Einsatz von leichten Faserverbundstoffen, die das "Heavy Metal" im Flugzeugbau ersetzen. Im zweiten deutsch-kanadischen Forschungsprojekt sollen heutige Produktionsmethoden für Verbundstoffe im Flugzeugkabinenbereich nun weiter optimiert werden. Unter anderem wollen die transatlantischen Partner neue Materialzusammensetzungen auf ihre Produktionstauglichkeit, sowie auf Entflammbarkeit testen. Das Ziel: Im Flugzeug verbaute Verbundstoffe sollen künftig noch sicherer, umweltschonender und vor allem leichter werden. Projektleiter sind das Hamburger Unternehmen Comprisetec sowie das kanadische Unternehmen Kruger Biomaterials, weitere Projektpartner sind Exakt Advanced Technologies, die Helmut-Schmidt-Universität, die Technische Universität Hamburg, Pultrusion Technique, Polytechnique Montréal und die École de Technologie Supérieure Montréal.

Hintergrund der gemeinsamen Forschung

Die Luftfahrt-Forschungskooperation aus Hamburg und Montréal ist ein Element der Neuen Hightech-Strategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Bis 2021 fließen insgesamt 12 Millionen Euro in das Programm ein - dabei beteiligen sich beide Länder zu je 50 Prozent. Die Summe teilt sich zudem je zur Hälfte in Mittel aus Politik und Wirtschaft auf. Als Koordinationsstellen dienen das Hamburger ZAL Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung auf deutscher Seite, sowie das kanadische Forschungskonsortium CRIAQ (Consortium de recherche et d'innovation en aérospatiale au Québec). Beim Aufbau der Partnerschaft waren auch die Cluster-Netzwerke beider Standorte, Hamburg Aviation sowie Aéro Montréal, maßgeblich involviert.