Um den Mitarbeitern die Transformation zu erleichtern, hat Airbus das Zukunftsprojekt Factory of the Future ins Leben gerufen.

Kühlende T-Shirts bei schweißtreibender Montagearbeit, rückenschonende Exoskelette sowie sensorenbestückte Handschuhe und Datenbrillen, auf die exakt die richtigen Informationen exakt zu dem Zeitpunkt eingespielt werden, wenn sie im Arbeitsprozess benötigt werden - die technologische Entwicklung kann erheblich zur Erleichterung von Arbeit beitragen.

Projekt Human Ressources 4.0 bei Airbus

Allerdings wird sich unser Arbeitsumfeld im Zuge von Industrie 4.0 auch über arbeitserleichternde Innovationen hinaus maßgeblich verändern, davon ist auch Jan Balcke überzeugt. Der 44-Jährige ist seit dem 1. März offizieller Leiter des Projekts Human Relations 4.0, das sich bei Airbus mit den Veränderungen des Arbeitsplatzes und -umfeldes sowie den künftigen Anforderungen an die Tätigkeiten selbst beschäftigt. Balcke geht davon aus, dass die technologischen Veränderungen evolutionär in den kommenden fünf Jahren in den Arbeitsalltag Einzug halten werden. "Welche Technologien konkret zum Einsatz kommen, ist in Gänze noch nicht klar", sagt er. In Zentrum der digitalen Transformation zu Industrie 4.0 stehen jedoch die Beschäftigten, und sie gilt es mitzunehmen.

Studien zufolge wie der vom McKinsey Global Institut Jobs lost, Jobs gained: Workforce transitions in a time of automation (Dezember 2017) droht durch die zunehmende Automatisierung sowie dem Einzug von KI ein massiver Arbeitsplatz-Verlust. Dem widerspricht Balcke. Zwar würden bestimmte Tätigkeiten wegfallen, doch kämen neue hinzu. "Es wird also vor allem eine Verschiebung geben."

Hypothesen aus der Denkfabrik, Test in Lab-Umgebung

Airbus hat deshalb das Zukunftsprojekt Factory of the Future ins Leben gerufen, dessen Teil "Human Relations 4.0" auf die Situation der Mitarbeiter eingeht. "Wir übersetzen die neuen Anforderungen, die sich aus der technischen Transformation ergeben, in HR-Lösungen", erläutert Balcke. So werden im ersten Schritt in einer Art Denkfabrik Hypothesen aufgestellt: Was verändert sich wo wie und in welchem Tempo? Im nächsten Schritt geht es um die Entwicklung entsprechender HR 4.0-Konzepte, die dann in einer Lab-Umgebung auf ihre reale Umsetzung im jeweiligen Arbeitsumfeld geprüft werden.

"Dazu gehört auch der Aufbau von Forschungs- und Lernfabriken, in denen sich die Mitarbeiter mit neuer Technologie auseinandersetzen und sie in einer geschützten Umgebung ausprobieren können." Das Ausprobieren sei eine gute Möglichkeit, Mitarbeitern etwaige Ängste vor neuer Technologie zu nehmen. "Am Ende wird es vielen wahrscheinlich richtig Spaß machen, mit Datenbrillen und Exoskelett-Handschuhen umzugehen", ist Balcke überzeugt. Solche neuen Arbeitsmittel seien aber nur ein Element bei der Gestaltung von Mensch-Maschine-Schnittstellen und so genannten cyberphysischen Systemen.

Coding als Grundqualifikation wird immer wichtiger werden

Wichtig sei allerdings die Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen. "Und das nicht nur für eine begrenzte Zeit, sondern wir sprechen hier von einer anhaltenden Entwicklung, die uns allen abverlangt, offen für technische Innovationen zu bleiben, mit dem Ziel, sie in den Produktionsprozess implementieren zu können." Denn die Veränderungen durch Industrie 4.0 beträfen sowohl Büro- als auch Produktionsarbeitsplätze, betont Balcke. So erwartet er eine Abnahme von reinen Führungsaufgaben hin zu mehr Daten- und Prozessanalyse-Aufgaben.

"Wir werden in Zukunft sicher mehr KI-basierte Wissenssysteme sehen und Coding als Grundqualifikation wird wahrscheinlich immer wichtiger werden." Für die neu entstehenden Tätigkeitsfelder sollten frühzeitig Weiterbildungsangebote entwickelt werden, die von vornherein interdisziplinär gedacht werden müssten. "Sehr wahrscheinlich werden wir hybride Profile sehen, mit akademischen wie auch gewerblichen Anteilen." So wächst alles zusammen. Die verschiedenen Tätigkeitsfelder und Disziplinen vermischen sich, wie sich auch bei der Entwicklung zu Industrie 4.0 die reale mit der virtuellen Welt immer stärker verbindet.

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